Neue Art Psychedelischer Flechte Entdeckt

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Neue Art Psychedelischer Flechte Entdeckt

Eilmeldung! Dictyonema huaorani ist eine neue Flechtenart, die positiv auf psychoaktive Inhaltsstoffe getestet wurde. Sie ist einzigartig und sehr schwer zu finden.

Stell Dir ferne Länder im Amazonasgebiet vor, eine Vielzahl von Tierarten und Insekten, die den mystischen Dschungel bewohnen, tropische Wälder mit riesigen unerforschten Gebieten und einem dort ansässigen Stamm fernab unserer Zivilisation, in dem die Legende einer psychedelischen Substanz erzählt wird, die in den Tiefen des Waldes versteckt ist und seit 80 Jahren nicht mehr entdeckt wurde. Nun stell Dir vor: Diese sagenhafte Substanz wurde nach jahrelanger Suche auf einmal gefunden.

Psychedelische Forscher suchen fortwährend nach einzigartigen Pflanzen- und Pilzarten (und natürlich Kröten), um neue Möglichkeiten psychedelischer Erfahrungen ans Licht zu bringen und um unerforschte medizinische Substanzen zu studieren. Im Jahr 1981 machten E. Wade Davis und James A. Yost eine erstaunliche Entdeckung, als sie eine extrem seltene Flechtenart in Ost-Ecuador entdeckten. Davis und Yost reisten dorthin, um ethnobotanische Studien durchzuführen, als sie auf die Huaorani stießen. Die Huaorani sprechen die Sprache Huaorani, die keine linguistische Ähnlichkeit mit irgendeiner anderen Sprache hat. Dies verdeutlicht die komplette Isolation des Stammes. Die Huaorani klärten Davis und Yost über ihre faszinierenden halluzinogenen Aktivitäten auf.

"Im Frühling 1981, als wir uns mit ethnobotanischen Studien im Osten Ecuadors befassten, wurde unsere Aufmerksamkeit auf den eigentümlichen Gebrauch eines Halluzinogens der Huaorani gelenkt, eine kleine isolierte Gruppe von etwa 600 Indianern. Unter den meisten Stämmen des Amazonas wird der halluzinogene Rausch als gemeinsame Reise in das Unterbewusste betrachtet und ist als solches ein zentrales soziales Event. Die Huaorani sehen den Konsum von Halluzinogenen allerdings als anti-sozialen Akt an. Deshalb nimmt der Schamane oder Ido, der einen Fluch hervorbringen möchte, die Droge nachts in der Abgeschiedenheit des Waldes oder in einem isolierten Haus, alleine oder in Begleitung seiner Frau ..."

Zwei Halluzinogene wurden als von den Huaorani verwendet dokumentiert. Das am weitesten verbreitete wird Mii (Banisteriopsis muricata) genannt, die einzige vom Stamm konsumierte Pflanze. Die Pflanze enthält den psychoaktiven Inhaltsstoff DMT. Der Shamane bereitet die Droge vor, indem er "die Rinde aus der Liane kratzt und das Gebräu langsam kocht". Andere Stämme stellen Ayahuasca im selben Verfahren her (Obwohl andere Stämme in anderen Amazonasgebieten evtl. auch Banisteriopsis caapi verwenden).

Die zweite Art ist ein extrem seltener verflechteter Ständerpilz (Basidiomycota). Er hat eine "weiße Fruchtschicht und eine hellgrüne/blaue Oberfläche". Die Huaorani sagen hierzu: "Er wurde das letzte mal vor vier Generationen verwendet - vor ungefähr achtzig Jahren - als ein 'böser Schamane ihn aß, um einen Fluch auszusprechen, der andere töten sollte' ..." (dies wurde vor 35 Jahren aufgeschrieben).

Davis und Yost hörten bereits 7 Jahre vor der Entdeckung von Hinweisen über diese seltene Art. Die Huaorani nennen diese Flechte "nɇnɇndapɇ". Allerdings benutzen sie diese Bezeichnung für viele Pilzarten, ist also nicht notwendigerweise sehr bezeichnend.

33 JAHRE SPÄTER....

Im Jahr 2014 unterzogen Michaela Schmull und ihre Kollegen diese seltene Flechte einer DNA-Analyse und entdeckten, dass es sich in der Tat um eine unerforschte Art handelte, die sie Dictyonema huaorani nannten. Sie verwendeten eine Flüssigkeits-Chromatographie mit Massenspektroskopie (LC-MS) Technik und identifizierten damit Psilocybin, Tryptamine und 5-MeO-DMT - es handelt sich bei allen um psychoaktive Inhaltsstoffe.

Flechten sind kein einzelner Organismus. Sie sind ein Mix aus Pilz und Alge, die in Symbiose zusammenarbeiten. Die äußere Schicht (die am weitesten vom Trägerstoff entfernte) wird Kortex genannt, die aus Pilzzellen besteht. Der Kortex schützt die Struktur, indem er der Alge Feuchtigkeit spendet und ihr Schutz bietet. Unter dem Kortex sind Algenzellen mit Pilzfäden verstrickt, welche sie in Position halten. Die Alge produziert durch Photosynthese Zucker, der den ganzen Organismus gedeihen lässt. Aufgrund dieser Fähigkeit können sich Flechten an die meisten Lebensräume auf der Welt anpassen. Was macht diese psychedelische Flechte also so besonders? Der häufigste Pilzbestandteil der Flechten ist der Ascomycota (Schlauchpilz), aber ca. 1% der erforschten Flechten haben Basidiomycota (Ständerpilz) als Pilzkomponente. Bei ca. 10% der Flechten ist das Algen-Gegenstück keine Alge, sondern Cyanobakterien. Die Spezies der Dictyonema kombiniert sowohl Basidiomycota, als auch Cyanobakterien und macht sie deshalb zu einer extremen Rarität. Außerdem werden der Dyctionema huaorani psychoaktive Eigenschaften zugeschrieben und sie wird somit noch faszinierender, da bislang noch bei keiner Basidiomycota Flechte psychoaktive Inhaltsstoffe nachgewiesen werden konnten!

Es ist wichtig anzumerken, dass die Studie nicht endgültig beweiskräftig ist, sie ist eher suggestiv, da das Team ohne die Referenzstoffe die psychoaktiven Inhaltsstoffe nicht feststellen konnte. Schmull und ihre Kollegen erklärten: "Da wir keine reinen Referenzstoffe und nur eine kleine Menge an Stichproben zur Bestimmung der Stoffe verwenden konnten, war es uns mit unserer Analyse nicht möglich, das Vorkommen halluzinogener Substanzen endgültig zu bestimmen." Flechten benötigen Wasser, um zu gedeihen und die Probe war seit 33 Jahren ausgetrocknet.

FAZIT

Der Kampf gegen Drogen hat strenge Gesetze hervorgerufen, die das Experimentieren mit psychedelischen Substanzen problematisch machten. Seit über 40 Jahren hat dies die Arbeit für Wissenschaftler im psychedelischen Forschungsfeld erschwert. Obwohl die Huaorani die Dictyonema huaorani konsumierten, um andere Stammmitglieder zu verfluchen, wird die Wissenschaft benötigt, um sich mit der Beschaffenheit der Flechten auseinanderzusetzen und ihre medizinischen und psychedelischen Möglichkeiten zu erforschen. Dementsprechend äußerten Davis und Yotes sich so: "Über die Gattung ist sehr wenig bekannt und sie bedarf mit Sicherheit phytochemischer Untersuchung." Also, wenn Du das nächste mal nach Ost-Ecuador kommen solltest und auf die Huaorani triffst, dann zögere nicht und gehe in den mysteriösen Tiefen des Amazonasgebiets auf Suche nach Dictyonema huaorani.